125 Jahre Brecht

Gedanken zum Epischen Theater

Heute ist Bertolt Brechts 125. Geburtstag. Dennoch sind seine Werke alles andere als „alte Schinken“. Brecht hatte den revolutionären Gedanken, in seinem Epischen Theater Kunst und Sozialismus vereinen. Er wollte, dass die Menschen, sein Publikum, die „Vorgänge hinter den Vorgängen“ erkennen. Wie sein Episches Theater dies leisten sollte, soll hier zumindest angerissen werden. 

1926 prägte Brecht den Begriff des Epischen Theaters in Abgrenzung zum herkömmlichen aristotelischen Theater. Seine Intention war es, dem Zuschauer durch ein Theaterstück nicht eine Realität vorzuspielen, sondern das Publikum zu Beobachtern zu machen, welche die Situation reflektieren und die Veränderbarkeit erkennen, während des Geschehens nach Lösungen suchen. Um dies zu erreichen, entwickelte Brecht eine Vielzahl an Effekten und Besonderheiten in der Darstellungsweise der Schauspieler, dem Bühnenaufbau, der Beleuchtung etc. Die Intention, welche das Epische Theater verfolgt, ist es, den Zuschauer zu einem kritischen, die Gesellschaft studierenden Menschen zu machen, der erkennt, dass die Realität änderbar ist und im besten Fall Missstände ändert.

„Es ist nicht genug verlangt, wenn man vom Theater nur Erkenntnisse, aufschlußreiche Abbilder der Wirklichkeit verlangt. Unser Theater muß die Lust am Erkennen erregen, den Spaß an der Veränderung der Wirklichkeit organisieren.“

Das Epische Theater beabsichtigt nicht, Realitäten vorzuspielen. Der Zuschauer soll nicht den Eindruck gewinnen, das Gezeigte, spiele sich einmalig und zum ersten Male ab. Er soll sich bewusst sein in der Tatsache, im Theater zu sitzen und dadurch, dass er das Gezeigte distanziert kritisch beobachten u d hinterfragen kann, sich eine eigene Meinung zu den Umständen des Stückes bilden. Die Illusion, einer realen Handlung beizuwohnen, wird ihm durch verschiedene Effekte und Schauspieltechniken genommen. Aber durch die Dekoration der Bühne und der Beleuchtung eben dieser wird dieser Effekt mithervorgerufen.

Die Beleuchtung, sowie die Sichtbarkeit der Lichtquellen, bewirkt das Neutralisieren der Neigung des Zuschauers, sich in eine Illusion zu begeben. Eine Verdunklung des Zuschauerraums hätte zur Folge, dass der Betrachter sein Nebenmann nicht sähe, was ebenfalls die Illusionsneigung bestärkt. Das offene Zeigen der Lichtapparatur verdeutlicht dem Publikum, einem nichtspontanen, eingeprobten Vorgang beizuwohnen. Er sieht, dass hier etwas Einstudiertes, Wiederholbares gezeigt wird.

Das Lied erfĂĽllt die Aufgabe, vorher Geschehenes zu reflektieren und zu kommentieren. Keinesfalls soll es zur Stimmungshebung dienen. Der Einsatz von Musik ist auch nicht als bloĂźe Untermalung der Handlung zu sehen. Gleichzeitig wird mit den Songs den Schauspielern die Chance gegeben, aus deren Rollen zu treten und eine gewisse Distanz zum gespielten Charakter aufzubauen. Durch das Singen wechselt der Schauspieler seine Funktion.

Die filmische Umsetzung von Brechts Epischen Theater “Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt?” kann man sich heute sogar auf Youtube anschauen.

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